Steuerkanzlei gründen: Der Weg in die Selbstständigkeit
Von der Zulassung bis zur Digitalisierung: Praxisleitfaden zur Gründung einer Steuerkanzlei mit Tipps zu Software, Personal, Spezialisierung und Finanzierung.
Oktober 2025

Von der Zulassung bis zur Digitalisierung: Praxisleitfaden zur Gründung einer Steuerkanzlei mit Tipps zu Software, Personal, Spezialisierung und Finanzierung.
Oktober 2025
Viele Steuerberater gehen irgendwann den entscheidenden beruflichen Schritt und trauen sich, eine eigene Steuerkanzlei zu gründen. Neben fachlicher Expertise sind hierbei aber unternehmerisches Denken, strategische Planung und eine zukunftsorientierte Digitalstrategie gefragt. Der Steuerberatungsmarkt befindet sich im Wandel und wird mittlerweile von Automatisierung, neuen Mandantenanforderungen und den zunehmenden Fachkräftemangel geprägt. Wer mit Veränderungen aktiv umzugehen weiß, kann die eigene Selbstständigkeit langfristig erfolgreich gestalten.
Der eben beschriebene Wandel hin zu Digitalisierung, Cloud-basierten Anwendungen und Automatisierung sorgt dafür, dass sich Arbeitsabläufe von Steuerberatern fortlaufend ändern. Der Bedarf nach kompetenter Beratung bleibt dabei hoch – insbesondere in komplexen Bereichen wie der Unternehmensnachfolge, internationaler Besteuerung oder digitalen Geschäftsmodellen. Für alle, die eine Kanzlei gründen, ergeben sich daraus Chancen und Herausforderungen. Wer früh den digitalen Weg einschlägt, kann sich dauerhaft Wettbewerbsvorteile sichern.
Die Gründung einer eigenen Kanzlei eröffnet Experten die Möglichkeit, individuelle Arbeitsweisen und Beratungsschwerpunkte zu entwickeln, denn Gründer und Gründerinnen können ihre Kanzleistruktur, Mandantenkommunikation und Spezialisierung eigenständig gestalten. Langfristige Beziehungen entstehen insbesondere dann, wenn Fachkompetenz auf persönliche Erreichbarkeit und digitalen Service trifft. Diese neu zu knüpfen, sollte vor allem am Anfang im Vordergrund stehen, wenn es zum Gründen einer Kanzlei kommt.
Weiterhin sollten diejenigen, die die Selbstständigkeit in Betracht ziehen oder eine Kanzlei übernehmen wollen, neue Beratungsfelder im Blick behalten. Sie entstehen vor allem in digitalen Bereichen – etwa in der Prozessautomatisierung, bei GoBD-konformen Systemprüfungen oder in der digitalen Buchführung. Der Fachkräftemangel verstärkt den Bedarf an technologisch versierten Kanzleien, denn sie helfen Unternehmen dabei, durch effiziente Buchhaltungssoftware und automatisierte Abläufe ihre Ressourcen optimal einzusetzen.
Um eine Steuerkanzlei zu gründen sind neben fachlichen Qualifikationen auch bestimmte rechtliche und organisatorische Voraussetzungen zu erfüllen. Wer sich in diesem Berufsfeld selbstständig machen möchte, sollte sich deshalb schon im Vorfeld umfassend informieren.
1. Berufszulassung und Steuerberaterprüfung
Zunächst setzt die Gründung einer Steuerkanzlei die Bestellung als Steuerberater gemäß Steuerberatungsgesetz (StBerG) voraus. Auf ein wirtschafts- oder rechtswissenschaftliches Studium folgt hierfür mehrjährige praktische Erfahrung. Das anschließende Bestehen der anspruchsvollen Steuerberaterprüfung ist ebenfalls Pflicht für die Bestellung und damit, um eine Steuerkanzlei gründen zu können. Sie wird von den Steuerberaterkammern organisiert. Gefragt sind Kenntnisse im Steuerrecht, Handelsrecht, BWL, VWL und Berufsrecht.
2. Berufshaftpflichtversicherung und gesetzliche Vorgaben
Weiterhin ist für das Gründen einer Steuerkanzlei eine Berufshaftpflichtversicherung gesetzlich vorgeschrieben. Die Vorsorge schützt sowohl Kanzlei als auch Mandanten vor Vermögensschäden infolge beruflicher Fehler. Die Mindestversicherungssumme beträgt laut § 67 StBerG 250.000 Euro pro Versicherungsfall, kann aber je nach Kanzleigröße und Tätigkeitsfeldern höher ausfallen.
3. Mitgliedschaft in der Steuerberaterkammer
Wird die Steuerkanzlei final gegründet, erfolgt automatisch die Pflichtmitgliedschaft in der zuständigen Steuerberaterkammer. Diese übernimmt Aufgaben wie Berufsaufsicht, Fortbildung und die Zulassung neuer Kanzleien.
Die Gründer neuer Kanzleien stehen vor zahlreichen Entscheidungen: Verfolgen sie ein breites Beratungsspektrum oder eine branchenspezifische Spezialisierung? Welcher Standort ist der richtige? Benötige ich einen Marketingplan? Welche Steuerberater-Software soll zum Einsatz kommen? Wir haben die wichtigsten organisatorischen Schritte zusammengefasst.
Bevor es an die konkrete Planung geht, überlegen potenzielle Gründer und Gründerinnen meist bereits, welches genaue Geschäftsmodell infrage kommt. Spezialisierungen können sich etwa auf Ärzte, Start-ups, Freiberufler oder E-Commerce-Unternehmen beziehen. Sie ermöglichen eine gezielte Positionierung und erhöhen die Mandantenbindung. Eine klar definierte Zielgruppe erleichtert nicht nur Marketing-Maßnahmen, sondern auch die Entwicklung effizienter Prozesse.
Sobald die konkrete Idee existiert, geht es an das Entwerfen eines tragfähigen Businessplans. Er erleichtert das Steuerkanzlei-Gründen um ein Vielfaches, denn Zielgruppen, Leistungsangebot, Umsatzplanung, Personalstruktur und Investitionsbedarf sind darin klar definiert. Zudem setzen ihn einige Banken für eine Finanzierung voraus.
Was in einem Businessplan enthalten sein sollte:
Eine besondere Rolle spielen Kostenfaktoren innerhalb des Businessplanes. Nach ihnen erkundigt sich spätestens die jeweilige Bank im Rahmen einer potenziellen Fremdfinanzierung. Für Personen, die eine Steuerkanzlei gründen, zählen hierzu in der Regel folgende.
Die wichtigsten Kostenfaktoren beim Gründen einer Steuerkanzlei:
Hinzu kommen Ausgaben für Weiterbildungen und branchenspezifische Zertifizierungen. Um diese Kosten zu stemmen bzw. auf mehrere Schultern zu verteilen, können Personen, die eine Steuerkanzlei gründen, Eigenkapital, Bankdarlehen oder Förderprogramme – beispielsweise der KfW – nutzen.
Durch die Wahl eines passenden Standorts beeinflussen Fachkräfte, die eine Steuerkanzlei gründen, ihre Erreichbarkeit, Mandantenstruktur und Personalsituation langfristig. Deshalb ist eine gründliche Standortanalyse Gold wert. Sie sollte Kriterien wie Konkurrenzdichte, Branchenmix und Verkehrsanbindung berücksichtigen.
Digitale Infrastruktur ist heute genauso relevant wie Büroausstattung und -größe. Moderne Kanzleien investieren in ergonomische Büromöbel und ein angenehmes Arbeitsumfeld ebenso wie in cloudbasierte Systeme, sichere Serverlösungen und eine flexible Lohnbuchhaltung-Software. Flexible Arbeitsmodelle, Homeoffice-Regelungen und hybride Kanzleistrukturen gewinnen zunehmend an Bedeutung, insbesondere für die Mitarbeitergewinnung.
Eine gezielte Marketingstrategie unterschätzen Steuerberater häufig, wenn sie eine eigene Steuerkanzlei gründen. Dabei entscheidet auch sie über den Erfolg der Mandantenakquise. Neben einer professionellen Website spielen die SEO-Optimierung, lokale Sichtbarkeit über Google Business Profile und Social-Media-Aktivitäten eine wachsende Rolle. Auch Empfehlungen, Kooperationen mit anderen Dienstleistern und Netzwerke wie Steuerberaterverbände wirken sich positiv auf den eigenen Bekanntheitsgrad nach der Kanzleigründung aus. Die Positionierung als digitale Kanzlei mit modernen Prozessen schafft Vertrauen und differenziert vom Wettbewerb.
Effiziente Softwarelösungen bilden das Rückgrat moderner Steuerkanzleien. Sie bündeln nach dem Kanzlei-Gründen Prozesse von der Finanzbuchhaltung über die Lohnabrechnung bis zur Jahresabschlusserstellung. Hierbei ist es vor allem eine effiziente Mandanten-Software, die integrierte Lösungen bietet. Alle Module sollten nahtlos zusammenarbeiten und revisionssicher dokumentieren. Datenschutz und die GoBD-konforme Archivierung sind hier ein Muss. Besonders praktisch sind außerdem die folgenden Punkte.
Die gewonnene Zeit kann für Beratungsleistungen und Prozessoptimierung genutzt werden. Wer direkt beim Gründen einer Steuerkanzlei auf entsprechende Software setzt, vermeidet zudem spätere, komplexe Umstellungen.
Nicht jeder traut sich sofort, eine eigene Steuerkanzlei zu gründen. Manchmal kommt jedoch auch eine Übernahme infrage. Sie bietet einen schnelleren Einstieg in die Selbstständigkeit.
Vorteile der Kanzleiübernahme liegen auf der Hand:
Dennoch sollte auch die Übernahme einer Steuerkanzlei nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Vorab ist eine sorgfältige Due-Diligence-Prüfung unerlässlich. Hier geht es neben der Bewertung der Kanzlei nach Umsatz- und Gewinnkennzahlen auch um die Effizienz der Mitarbeiterstruktur, Mietverträge und Buchführungssoftware. Übergabemodelle – etwa Kauf, Beteiligung oder Nachfolgevereinbarung – lassen sich individuell gestalten.
Eine erfolgreiche Steuerkanzlei gründen Menschen, deren Konzept auf klarer Planung, digitaler Infrastruktur und betriebswirtschaftlicher Kompetenz basiert. Zu vermeiden gilt es, unklare Positionierungen, eine fehlende Digitalstrategie oder auch ineffiziente Prozesse. Wer gleichzeitig betriebswirtschaftliche Kennzahlen im Auge behält, erfüllt sich sicher den Traum einer fortschrittlichen, zukunftsfähigen Steuerkanzlei.
Als Softwareentwickler im Bereich Steuer- und Kanzleilösungen stellen wir Ihnen bei Stotax moderne Werkzeuge zur Verfügung, die Sie von der digitalen Buchführung bis zur effizienten Kommunikation mit Mandanten unterstützen, wenn Sie eine Steuerkanzlei gründen möchten.